Im Handwerk verwurzelt

Vorschau Blickfang Basel mit Christoph Steiger

drei bunte runde Metallstühle vor neutralem Hintergrund

Das Stuhlmodell «PI3» besteht aus eloxiertem Aluminium und Kork und ist stapelbar.

Vom 15. bis 17. März zieht mit der Blickfang wieder eine Fülle an spannenden Labels und Kreativen aus den Bereichen Wohnen, Mode und Accessoires in die Event-Halle der Messe Basel ein. Designer Christoph Steiger ist zum ersten Mal mit dabei und stellt sein gleichnamiges Label vor. Im Interview erzählt er uns mehr über sein Schaffen und seine Produkte und blickt voraus auf das Messewochenende.

 

Wie ist dein Label entstanden und welche Idee steckt dahinter?

Christoph Steiger: Die Idee: Ein Label für klassisches, zeitloses Design, ökologisch und umweltbewusst produziert in Zusammenarbeit mit kleinen, familiengeführten Unternehmen in Spanien.

Wie es dazu kam: Mein erstes Label habe ich 2015 gegründet, nachdem ich gerade mein Studium für Möbeldesign und Innenarchitektur in Bergen (Norwegen) abgeschlossen hatte. Das Gelernte und all meine Erfahrungen als Tischler und Holzbildhauer flossen zusammen und ich legte direkt los. Durchaus erfolgreich, aber – so würde ich heute sagen – gleichzeitig noch grün hinter den Ohren. Ich habe viel zu viel gearbeitet, hatte keine Struktur und keine langfristige Vision für mein Geschäft. Ich habe dann für ein paar Jahre ein Jobangebot im Orgelbau angenommen und mich 2022 für eine Auszeit nach Spanien zurückgezogen – ich wollte wieder Raum, um kreativ zu sein und für mich selbst zu arbeiten. Dort habe ich wieder gemalt, mit Holz gearbeitet und Skizzen gemacht. Die Ideen sprudelten. Ich habe dann beschlossen, nochmal zu starten, so engagiert wie früher, aber gleichzeitig mit mehr Struktur und einer grösseren Vision. Wenn ich passende Produzenten finde, die meinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit und fairer Produktion entsprechen, dann lasse ich hier in Spanien produzieren. Und so kam es.

Mein heutiges Portfolio ist eine Mischung aus meinen früheren Entwürfen, die neu und zukunftsorientiert in Produktion gebracht wurden, und neuen Ideen, die ich vor allem durch das Material inspiriert entwickelt habe.


Mit welchem Material arbeitest du am liebsten und was begeistert dich daran?
CS: Das ist schwer zu sagen. Ich interessiere mich generell für natürliche Materialien und wie man sie einsetzen kann. Am liebsten arbeite ich mit der Kombination verschiedener Materialien, wie Holz und Kupfer, in meinem Sideboard Louise. Aus Kork habe ich tolle Accessoires entwickelt. Kork ist nachhaltig, weil er komplett recycelbar ist und nur die nachwachsende Rinde des Baumes verwendet wird.

Im Moment experimentiere ich auch mit Lehmkalk. Ein vergessenes Material, das in der Antike sehr oft angewendet wurde. Es gibt noch viel zu entdecken …


Woher kommt bei dir jeweils die Inspiration für ein neues Produkt?
CS: Das ist unterschiedlich, aber meistens kommt die Inspiration in unerwarteten Momenten. Sei es beim Wandern, im Gespräch mit anderen Menschen oder wenn ich ein neues Material entdecke, das mich zum Gestalten inspiriert. Bis das eigentliche Produkt entsteht, ist es dann ein langer Weg. Erst dann weiss ich, ob die Idee Substanz hat oder eben nur eine gute Idee war.

rohe Stuhlgestelle aus Metall in einer Werkstatt

Handarbeit: Christoph Steiger lässt seine Produkte in Kleinbetrieben fertigen.

rohes Stuhlgestell mit ausgeschnittenem Blech auf Werkbank

Die «PI3»-Stühle werden aus Aluminiumblech ausgeschnitten.

Was tust du, wenn du gerade nicht für dein Label tätig bist?
CS: Als Ausgleich zur Arbeit liebe ich die Natur. Trail Running, Klettern, Hochtouren, da fühle ich mich wohl und frei. Frühmorgens spiele ich oft Gitarre oder lerne Spanisch, so komme ich in die richtige Stimmung für meinen Arbeitstag. Grundsätzlich interessiere ich mich für vieles, auch privat gehen mir die Ideen nicht so schnell aus.

Ein Label zu stemmen bedeutet immer viel Arbeit. Woher holst du dir bei bestimmten Aufgaben Unterstützung?
CS: Ich arbeite oft mit Freelancern zusammen, da habe ich schon ein richtig gutes Netzwerk. Wir helfen uns gegenseitig. Emotionale Unterstützung bekomme ich von meiner Familie und meiner Partnerin. Ich liebe es, im kreativen Bereich selbstständig zu sein. Allerdings wird man hier auch mit eigenen Themen konfrontiert. Das finde ich spannend: sich selbst zu begegnen und zu wachsen.

Je nachdem, wie er platziert wird, stellt der multifunktionale Baustein «WE» einen anderen Buchstaben dar.

«Elephant» ist aus der Faszination heraus entstanden, eine Form auf ihr Minimum zu reduzieren.

Der Riss in der Leuchte «Split» entsteht durch das Trocknen des Holzes nach dem Biegen.

Was verbindest du mit der Blickfang? 
CS: Ich habe schon auf einigen Messen ausgestellt, aber auf der Blickfang bin ich zum ersten Mal. Ich freue mich sehr darauf. Die Blickfang ist für mich unverzichtbarer Bestandteil der deutschsprachigen Designwelt und eine ebenbürtige Alternative zu den grossen Designmessen. Ich finde toll, dass die Blickfang den kleinen Designlabels die Möglichkeit gibt, sich selbst zu vermarkten und in den Markt zu kommen. Die Vorfreude ist gross und ich bin gespannt. Und ich frage mich schon, wie ich diese Frage nach der Blickfang beantworten würde.

 
Welches Produkt aus deinem Sortiment ist dein Liebling und warum?
CS: Wesentlich für meinen Werdegang als Designer ist für mich die Sideboard-Serie Louise. Die Idee dazu hatte ich schon während meines Studiums und ich habe zwei Versionen am Salone Satellite in Mailand in den Jahren 2017 und 2018 ausgestellt. Das Interesse war gross, aber die ersten Versionen waren sehr anspruchsvoll zu produzieren, u.a. aufgrund der Oberflächenbehandlung der Messing- und Kupfertüren.

Ich habe lange geforscht und viel experimentiert, wie ich den Herstellungsprozess optimieren kann und es ist mir gelungen. Die aktuelle Version präsentiere ich nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit auf der Blickfang in Basel. Man kann Louise jetzt sogar selbst konfigurieren. Für mich ist es das erste grössere Möbelstück, das wirklich den ganzen Prozess durchlaufen hat und jetzt in Produktion ist. Das fühlt sich wirklich gut an.

Worauf freust du dich am Messewochenende besonders?
CS: Ich bin mitten im Aufbau meines Designlabels. Die Blickfang ist ein wichtiger Schritt für mich und ich habe lange auf diesen Moment hingearbeitet. Ich freue mich, meine Produkte zu präsentieren und dabei mit interessanten Menschen in Kontakt zu kommen. Und natürlich bin ich gespannt, wie meine Sachen bei den Menschen ankommen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich positives Feedback bekomme und ein paar schöne Aufträge und Verkäufe dabei sind.

Portrait von Christoph Steiger

Nach viel Entwicklungsarbeit an seinen Produkten ist Christoph Steiger gespannt auf die Reaktionen der Blickfang-Besucher:innen.

Christoph Steiger und seine Designs vom 15. bis 17. März an der Blickfang Basel entdecken: www.blickfang.com