Design feiern

London Design Festival

Ungeachtet der Dramen, die sich im britischen Unterhaus abspielen, dreht sich in London derzeit alles ums Design. Das Festival offeriert ein so dichtes Programm, dass die Zeit vom 14. bis zum 22. September unmöglich reicht, um all die interessanten Ausstellungen und Veranstaltungen zu besuchen. Das V&A Museum ist mit fünf Ausstellungen gleichzeitig einer der Hotspots der Stadt. Eine davon versammelt die Werke von zehn renommierten Designern, die von Sir John Sorrell eingeladen wurden, eine Art Erbstück für die Führungskräfte bekannter  Londoner Kulturinstitutionen zu entwerfen. «Legacy» – der Titel des Projekts klingt bescheiden. Die Namen der involvierten Designer und Institutionen dagegen lesen sich wie das Who is Who der Design- und Kulturelite: Serpentine Galleries, Tate, Royal Opera House, Jasper Morrison, Raw Edges, Studio Mama, sie alle sind Teil der ambitionierten Kollaboration zwischen dem London Design Festival und AHEC, dem American Hardwood Export Council. Sämtliche Stücke wurden aus amerikanischer Roteiche hergestellt, der noch immer das Vorurteil der Minderwertigkeit gegenüber ihrer europäischen Verwandten anhaftet. Zu Unrecht, wie das Projekt demonstriert. Und was die Farbe angeht – das Rot bezieht sich einzig auf die prächtige Verfärbung des Laubes während des Indian Summers.



 

 

Die Designerin Tomoko Azumi entwickelte für Kwame Kwei-Armah vom Londoner Theater Young Vic einen Sessel, der auf seine ghanaischen Wurzeln verweist.

Nach dem London Design Festival wird die Holzkonstruktion in Kwei-Armahs Garten stehen, wo sie ihm und seinem Enkel als Rückzugsort dienen wird.

Ebenso ungewöhnlich ist das Projekt von Marlène Huissoud. Die Französin bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst und Design, oft arbeitet sie mit Wissenschaftlern oder Bauern zusammen. Für das Science Museum entwickelte sie eine Art Bienenstock.

«Sir Ian Blatchford, der Direktor des Science Museum, war sehr offen für meine experimentelle Arbeitsweise. Wir sind ähnlichen Themen rund um Nachhaltigkeit verpflichtet. Ich stelle nur etwa acht Stücke pro Jahr her – sie sind mehr Statement als Objekt», so Marlène Huissoud.

Weshalb gleichen Bienenhäuser meist der Behausung von Menschen? Huissoud liess sich für ihren Bienenstock von der Natur inspirieren.

Die Designerin schwärzte das Holz der roten Eiche und perforierte die Oberfläche des Stamms in stundenlanger Geduldsarbeit.

Amanda Nevill, CEO des Britischen Filminstituts, mit Designer Sebastian Cox. Der begabte Handwerker stellte gleich zwei Legacy pieces her. 

Der Schreibtisch für das Filminstitut lädt Autoren dazu ein, sich hinzusetzen und sich vom bunten Treiben im Haus inspirieren zu lassen.

 

Für Amanda Nevill, die gerne handgeschriebene Briefe schreibt, entwarf Cox eine Schatulle für die Aufbewahrung ihrer Stifte.

Die AHEC wirbt weltweit für die Nutzung amerikanischer Laubhölzer. «In den USA haben wir riesige Waldflächen. Die Roteiche wächst von Kanada bis hinunter nach Louisiana. Wir könnten den weltweiten Holzbedarf decken, und zwar auf nachhaltige Weise. Der Seeweg verursacht nämlich viel weniger CO2 als der Transport auf der Strasse», so David Venables, European Director AHEC.

Umgesetzt wurden die Erbstücke bei dem renommierten Handwerksbetrieb Benchmark Furniture. Sebastian Cox, Benchmark Furniture und die AHEC haben bereits mehrere Projekte zusammen realisiert.

Im Pult verbergen sich eine Papierrolle und Schreibwaren.

Arbeit von Studio Mama für Hans Ulrich Obrist von den Serpentine Galleries.

Terence Woodgate kollaborierte mit Alex Beard, CEO des Royal Opera House.

Sir John Sorrell, Chairman London Design Festival, mit Architektin Juliet Quintero.

Jasper Morrison entwarf für Tristram Hunt vom V&A Museum.

Maria Balshaw, Direktorin der Tate, mit Designer Max Lamb.

Martino Gamper entwickelte ein ungewöhnliches Regal für Tamara Rojo, künstlerische Leiterin des English National Ballet.