Seit gut einer Woche sind wir von der Möbelmesse in Köln zurück. Ich brauchte erst ein paar Tage, um all die Infos und Bilder – nicht nur auf dem Computer – sondern auch in meinem Kopf zu ordnen. Läuft man während drei Tagen von Stand zu Stand durch die dunklen Messehallen, reihen sich die Eindrücke aneinander und lassen sich am Abend kaum voneinander trennen. Auf den ersten Blick hat man immer das Gefühl, alles schon einmal gesehen zu haben. Erst mit ein wenig Abstand lassen sich Möbel und Accessoires herauskristallisieren, die an der imaginären Pinnwand im Kopf hängen bleiben. Produkte, die etwas auslösen – ein Gefühl, ein Staunen, ein Stirnrunzeln oder auch ein Fragezeichen.
Auch die Erkenntnis, dass man das Rad nicht neu erfinden muss, sondern dass das Potential von bestehenden Produkten manchmal einfach noch nicht ganz ausgeschöpft ist. Oder dass Produkte einfach unter neuem Licht betrachtet werden müssen. Gesehen etwa bei Vitra, die die Sitzschale des klassischen «Eames-Chairs» wieder im ursprünglichen Fiberglass Material produzieren lassen. Toll! Oder Fritz Hansen, die zwar mit ihrem neuen Auftritt überraschten, jedoch auch auf bewährte Klassiker wie den «Drop-Chair» zurückgriffen und diesen lediglich in neue Farben hüllte. Erfrischend! Zwischen Altbekannten Namen wie Sebastian Herkner, der gefühlt die Hälfte der Messeneuheiten entwarf, poppten erfreulicherweise aber auch einige Namen aus der Menge auf, von welchen wir in Zukunft noch mehr sehen und hören wollen.
So etwa die französische Designerin Pauline Deltour, die für ames eine verspielte bunte Accessoire-Kollektion entworfen hat, die uns den kolumbianischen Sommer direkt ins Wohnzimmer holt. Oder Hanne Willmann, die bereits vor zwei Jahren mit dem Bett «Some Day» für Schramm Werkstätten oder den Leuchten «Astrée» für Hartô überzeugte. Heuer präsentierte sie eine schnörkelloses und zugleich sanftes Tablett «Kaede» für Schönbuch, das sich stark ans japanisch-minimalistisches Design anlehnt. Überhaupt fühlte sich der Besuch bei Schönbuch wie eine wilde Fahrt auf einem Karussell an. Die bunte Möbelwelt mit dem Paravant «Lola» von Bodo Sperlein kreiste noch lange in meinem Kopf weiter und liess mich angenehm taumelnd zurück.
Und wenn man so will, dann dominierten in diesem Jahr nebst Möbeln in natürlichen Braun-, Nude- und Terracotta-Nuancen, verspielte Entwürfe, die an die Leichtigkeit von schwebenden Luftballons oder die Süsse von Zuckerwatte erinnern. Und einmal mehr überzeugte vor allem die Messehalle 3.2 mit Namen wie Muuto, Menu, Pulpo, Northern, horgenglarus, String, &Tradition, ames, Dedon, Jan Kath, Kettal oder Schönbuch (um nur einige Namen zu nennen) und liess die 11er Hallen immer mehr im Schatten stehen.