Anfang März habe ich meine Koffer gepackt und mich auf mein – bislang – grösstes Abenteuer begeben: Ich bin nach New York gezogen. Was mich hier erwartet? Mit Sicherheit jede Menge Inspiration, spannende Begegnungen und neue Entdeckungen aus der Welt des Designs. Mehr dazu lasse ich Sie jeweils in dieser Kolumne wissen ...
Eigentlich wollte ich in dieser Kolumne ja etwas über den Perspektivenwechsel schreiben, den der Sommerbeginn in New York mit sich bringt. Über das grossartige Gefühl, die Stadt und all ihre Lichter von hoch oben von einer der vielen Rooftop-Bars aus zu betrachten. Einem Konzert im Central Park unter den Bäumen liegend, den Blick ins grüne Laub gerichtet, zu lauschen. Oder sich den frischen Wind bei einer Fährenfahrt nach DUMBO ins Gesicht wehen zu lassen, während die Skyline rechterhand an einem vorbeizieht. Aber dann kam alles anders.
Als ich morgens noch halb verschlafen in der Küche stand und dem gemächlichen Brummen und Dampfen meiner Espressomaschine lauschte, fiel mir erst das rötlich-orange Licht auf, welches sich auf der Stahloberfläche der Kücheninsel spiegelte. Seltsam intensiv für einen Sonnenaufgang, dachte ich mir. Erst als ich wenig später aus dem Fenster schaute, staunte ich nicht schlecht. Von Manhattan war keine Spur zu sehen. Nicht einmal die Williamsburg-Brücke – nur einige Meter meiner Wohnung entfernt – konnte ich erspähen. Stattdessen: dichten orangen Smog. Der Himmel schien farblich zu brennen und die Stadt, oder was davon zu sehen war, sah aus, als hätte man sie in einen Sepia-Filter getaucht. Schön – nicht jedoch, wenn man sich über deren Ursache bewusst wird. Grund für den Farbfilter waren nämlich die Waldbrände in Kanada, welche dort seit Wochen lodern. Die Feuer sind so gewaltig, dass ihr Rauch Tausende Kilometer weit zog, bis nach New York.
Draussen sah man fast niemanden, ausser ein paar Fotografen und Filmteams, die mit ihren Kameras Bilder dieses apokalyptische New York einzufangen versuchten. Was weit über die Ästhetik hinausgeht, ist jedoch, dass die für uns oft abstrakten Auswirkungen der Klimakrise für einmal vielen Menschen eindrücklich vor Augen gehalten wurden.