«Ich will, dass die Dinge Bestand haben»

Interview Christian Haas

Schwarze Tischleuchte Forma von ClassiCon sehend auf einer schwarzen Konsole von USM.

Der Urtyp einer klassischen Schreibtischleuchte der 1940er/50er-Jahre mit asymmetrischem Schirm.

«Das Design ist nicht wahnsinnig aufregend, aber ich wollte eine simple Leuchte kreieren, die multifunktional einsetzbar ist und mir auch noch in zwanzig Jahren gefällt», kommentiert Designer, Christian Haas, seine neuste Kreation «Forma» am Messestand von ClassiCon am diesjährigen Salone del Mobile.

Mit ihrem asymmetrischen Schirm erinnert die Tischleuchte ein wenig an einen Pilz und steht in der Ausführung aus Massivholz für die raffinierte Neuinterpretation der klassischen Schreibtischleuchte aus den 40er/50er-Jahren, die vorwiegend aus Glas oder Metall produziert wurde. Mit ihrer formschönen, reduzierten und unaufdringlich eleganten Erscheinung hat der Designer Christian Haas geschafft, die Tischleuchte in die Gegenwart zu übersetzen.  

Wir nutzten die Gelegenheit, um mit dem Designer ins Gespräch zu gehen und mit ihm über seine neuste Kreation, die Zusammenarbeit mit ClassiCon und das Thema Nachhaltigkeit zu sprechen.

 

Porträtbild von Designer Christian Haas stehend an einer Wand mit verschränkten Armen.

Designer Christian Haas hat die Tischleuchte «Forma» für ClassiCon entworfen.

Die Leuchte hat eine besondere Geschichte, können Sie uns mehr dazu erzählen?
Christian Haas:
Ja, die Leuchte habe ich bereits vor einigen Jahren für das japanische Unternehmen Karimoku angedacht, das aufgerufen hatte, neue Entwürfe für Leuchten einzureichen. Damals sah Oliver Holy, der Geschäftsführer von CalssiCon, bereits den Entwurf und sagte, dass er die Leuchte für ClassiCon haben will. Bei Karimoku wurde sie nie produziert und so konnten wir sie zu ClassiCon bringen. Der Entwurf wurde aber nochmals überarbeitet.

Aus welchem Grund haben Sie sich für drei Farbrichtungen entschieden?
CH:
Mir war von Beginn klar, dass es die Leuchte in einer hellen und dunklen Ausführung geben soll. Wir haben dann einige Holzarten ausprobiert und für ClassiCon war es zusätzlich wichtig eine Variante in Nussbaum zu machen. Aber ich habe mich dafür eingesetzt, dass es nebst schwarz und Nussbaum auch eine helle Variante gibt.

Was war die grösste Herausforderung bei der Leuchte?
CH:
Sie komplett aus Massivholz zu fertigen und trotzdem so nonchalant und spontan aussehen zu lassen. Es steckt wahnsinnig viel Technik drin, was zum Beispiel die Balance oder auch den Schalter und Dimmer betrifft. Meistens hat man als Designer eine minimalistische Idee, die dann aber technisch schwierig in der Umsetzung ist. Wir haben bestimmt zweieinhalb Jahre daran gearbeitet.

Detailaufnahme vom Leuchtschirm aus Eschenholz in runder Form.

Das feine Eschen- oder Nussbaumholz, aus dem Forma gefertigt wird, unterstützt mit seiner ruhigen Maserung und angenehmen Haptik die elegante, unaufgeregte Wirkung der Leuchte.

Detailansicht der Tischleuchte mit warmen LED-Licht.

Der leicht geneigte Schirm mit einer eingesetzten satinierten Glasscheibe und einem integrierten, dimmbaren LED-Ring in warmweisser Lichtfarbe sorgt für angenehm intimes, blendfreies Licht.

Wie ist die Zusammenarbeit mit ClassiCon?
CH:
Ich mag ClassiCon als Marke unglaublich gerne, ich würde sogar sagen, es ist meine allerliebste deutsche Marke, weil ClassiCon keinen Trends hinterher läuft. Es ist ein langer Prozess in diese kleine Gruppe von Designer*innen aufgenommen zu werden und ich mag, dass bei ClassiCon nicht viele Neuheiten gelauncht werden und die Attraktion dann wirklich auf wenigen Produkten liegt. Und mich verbindet das Langlebige der Marke, das Durchhalten auch wenn ein Produkt sich im ersten Jahr nicht so gut verkauft. Hier haben die Dinge Substanz und ich bin gerne in einem Kontext, wo ich mich wohlfühle und alles professionell abläuft und wir eine vertrauensvolle Beziehung pflegen. Zudem ist es für mich eine Ehre in einem Umfeld mit Konstantin Grcic und Eileen Gray zu sein.

Sie leben und arbeiten in Porto, wie sehr fliesst das portugiesische Flair in Ihre Arbeit mit rein?
CH:
Ich bin sehr deutsch, aber ich glaube, meine Ästhetik ist auch immer sehr japanisch geprägt, weil ich viel Zeit in Japan verbracht habe und auch gerne für japanische Firmen arbeite. Mich reizt diese minimalistische Ästhetik. Ich habe schon in so vielen unterschiedlichen Städten gewohnt wie Paris oder München, ich denke, die Lokalität beeinflusst mich nicht so sehr. Was aber in Portugal sicher anders ist, ist, dass ich hier ein grosses Netzwerk aus Handwerkern habe, mit welchen ich gerne und oft zusammenarbeite, das hatte ich beispielsweise in Paris nicht. Aber ich glaube, das typisch Portugiesische findet man bei mir nicht.

Leuchte Forma von Classicon in hellem Eschenholz auf einem schwarzen Schreibtisch.

Die Leuchte «Forma» ist vielseitig einsetzbar und macht nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch auf einem Sideboard oder einer Konsole im Wohnbereich sowie auf dem Nachttisch eine gute Figur.

Was hat Sie in Mailand am Salone del Mobile beeindruckt?
CH:
Ich war erstaunt, dass hier alles wieder auf «Back to Business» war. Man merkte keine grosse Veränderung, viele Unternehmen launchten auch in diesem Jahr wieder hunderte von Produkte und da hätte ich gedacht, dass es eine Änderung gibt. Zudem sieht man viel Acrylic Resin, das erstaunt mich dann doch, wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen.

Was ist Ihnen wichtig, wenn es um Nachhaltigkeit geht?
CH:
Ich habe einen sehr reduzierten Materialienkatalog und schaue auch mit wem ich zusammenarbeite, aber nicht, dass alle Teile recycelt werden können. Mir ist vor allem die ästhetische Langlebigkeit wichtig. Ein Möbel, dass man auch in 15 Jahren noch anschauen kann. Ich will, dass die Dinge Bestand haben.

www.classicon.com
www.christian-haas.com

Verwandte Artikel