Während des Salone del Mobile präsentieren jedes Jahr Nachwuchsdesignerinnen und -designer am Salone Satellite ihre neusten Projekte und buhlen um eine der beliebten Auszeichnungen. Die Jury kürte aus den über hundert Projekten, die eingereicht wurden, sechs Siegerprojekte. Wir haben die spannendsten Projekte zusammengetragen.
1. Preis: Unter dem Namen «Honoka» haben sich acht Designer aus Japan zusammengeschlossen – entstanden ist die Möbelkollektion «TATAMI ReFAB PROJECT», die sie auf dem Salone Satellite präsentiert haben. Dafür haben sie ein einzigartiges Material entwickelt, bei dem biologisch abbaubares Harz mit Igusa-Gras gemischt wird, das aus ausrangierten japanischen Tatami-Matten gewonnen wird. Mit einem grossen 3-D-Drucker wurden im Rahmen des Projekts veschiedene Möbel entworfen, die Tatami wieder in das moderne Leben einbinden. Das Projekt, das Tradition mit Innovation verbindet, überzeugte auch die Jury.
2. Preis: Der «Triplex Stool» von Studio Ryte aus Hongkong ist ein experimentelles Möbelstück, das die physikalischen Grenzen eines Hockers ausreizt – von der Struktur über das Gewicht und den Montageprozess bis hin zum Leben danach. Das superleichte Modul besteht aus bio-logisch abbaubaren Flachsfasern, einem der stärksten natürlichen Zellulosematerial überhaupt. Mit einer strategisch geschwungenen Geometrie entworfen, steht der Hocker elegant auf seinen Bögen und umarmt das Gewicht darüber. Der Hocker eignet sich dank Stapelbarkeit ideal für Transport und Lagerung.
3. Preis: Der dritte Preis ging an Ahokpe + Chatelin für diese in Benin entworfene und handgewebte Hängematte für europäische Innenräume. Der Stoff stammt aus dem aufgerollten Garn von Pullovern, die sonst auf afrikanischen Märkten landen würden, und die Form wird durch den Streifen bestimmt. Das in Belgien entworfene und in Benin aus recycelten Materialien hergestellte Objekt ist Ausdruck von Nachhaltigkeit, die durch die Verbindung von Tradition und Handarbeit kanalisiert wird und geografische Barrieren sowie koloniale Bestrebungen überwindet.
Hideyuki Yamazawa: Ein Stuhl aus Papier und Pappe – dieser Entwurf ist eine Verschmelzung moderner und traditioneller Technik. Um das Verständnis von Schöpfung und Leben zu vertiefen, hat der japanische Architekt und Designer KI (Künstliche Intelligenz) genutzt. Die Zusammenarbeit mit der generativen KI beschreibt der Designer so: «Es fühlte sich an wie ein neues Leben, das aus einem Ideensamen spriesst und es mir ermöglicht, Entwürfe in einer zuvor unmöglichen Geschwindigkeit zu entwickeln.» Inspiriert von der traditionellen japanischen Lacktechnik «Shi-Tai» wurde das Design aus weggeworfener Pappe und Polstermaterial hergestellt und mit Harz verbunden, um die Festigkeit zu erhöhen. Das Design kann auf verschiedene Möbelarten angewendet werden.
Hemmo Honkonen: Mit «Embossing wood» präsentiert der finnische Designer Hemmo Honkonen ein experimentelles Forschungsprojekt, das darauf abzielt, das Potenzial einer Prägemethode für Massivholz und ihre Anwendung in der Produkt- und Innenraumgestaltung zu untersuchen. Die Methode basiert auf einem alten Tischlertrick, mit dem Dellen in Holzoberflächen durch Aufquellen mit Hilfe von Feuchtigkeit und Wärme repariert werden. Am Salone Satellite präsentierte der Designer Beispiele für ein nachhaltiges, langlebiges und visuell auffälliges Verkleidungsprodukt, das für architektonische Zwecke genutzt werden kann.
Fragmentario: Im Mittelpunkt der Arbeit von María-Elena Pombo stehen Produkte aus und von der Erde, die sie sammelt. Dazu gehören Avocado-Samen, Wasserproben, die von Menschen auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt werden, Zwiebelschalen, die gesammelt werden, Algen und vieles mehr. Unter Anwendung alter Technologien und wissenschaftlicher Untersuchungen, die von geologischen Prozessen inspiriert sind, verwandelt die Designerin diese Materialien in Textilfarbe, Leder, Plastik, Ton, Glas, Garn und sogar in Elektrizität und Treibstoff für Fahrzeuge.
Antrei hartikainen: In den «MELT»-Schränken verwandelt sich finnisches Kiefernholz in einzigartige Kunstkompositionen. Die Schränke sind von der grafischen Essenz des Regens und dem allmählichen Schmelzprozess von Eis inspiriert. Die Oberflächen sind aus Hunderten von Kiefernstäben aufgebaut, die in mehreren Schichten nacheinander verleimt werden. Die Oberfläche des Holzes wird entweder unbehandelt belassen, wobei die Alterung und Patinierung des Kiefernholzes stark sichtbar wird, oder sie wird mit Gleitfarben gebeizt und lackiert.