Interview mit einer jungen Architektin

Olivia Wechsler

Portrait von Olivia Wechsler in schwarz-weiss

Die Architektin Olivia Wechsler.

Die junge Architektin Olivia Wechsler stellte sich der spannenden Herausforderung, den Estrich und die Dachwohnung ihres denkmalgeschützten Elternhauses zu verbinden und in einen gemeinsamen Rückzugsort für sich und ihre zwei Geschwister umzubauen. Die Dachwohnung des Zweifamilienhauses sollte zum Heimathafen werden, wo die drei im Ausland studierenden Kinder jederzeit eine vorübergehende Bleibe finden können. Wir haben mit Olivia gesprochen – über den Umbau, ihre Inspiration und persönlichen Zukunftspläne.

Du hast als erstes Projekt nach dem Studium das bislang unbewohnte Dachgeschoss und das Obergeschoss im Haus deiner Eltern umgebaut und umgestaltet. Aus den Räumen ist ein wunderschöner Rückzugsort für dich und deine Geschwister geworden. Wie bist du auf die Idee gekommen? Was war deine Inspiration?
Olivia Wechsler: Die Idee, das Dachgeschoss umzubauen, entstand vor drei Jahren, als meine Eltern in die USA zogen. Meine Geschwister und ich sind in dem Haus aufgewachsen und haben in der Umgebung noch viele Freund*innen. Als meine Geschwister gleichzeitig fürs Studium in die Niederlande zogen, entstand das Bedürfnis nach einem Pied à Terre in Bern für die Familie. Das Dachgeschoss eignete sich perfekt als Ergänzung zum 2. Obergeschoss, das bereits über ein Schlafzimmer, Küche, Bad, Wohn- und Esszimmer verfügte.

Wie hast du dich auf diese Aufgabe vorbereitet?
OW: Da dies mein erstes Projekt war, habe ich mich darauf eingelassen, dass es viel «learning by doing» sein würde. Gleichzeitig habe ich mich mithilfe der alten Pläne über das Haus eingelesen, das Dachgeschoss hatten wir bereits ausmessen lassen. Mit einer ehemaligen Arbeitskollegin von pool Architekten, die in einer ähnlichen Situation war, konnte ich mich zudem über Bewilligungen und den Kontakt mit dem Bauamt austauschen.

Gab es bestimmte Anforderungen, an die du dich halten musstest?
OW: Das Haus wurde 1899 gebaut und ist beim Denkmalschutz als schützenswert eingestuft. Daher musste ich eine Baubewilligung für den Umbau beantragen, obwohl wir an der Fassade und am Dach keine Änderungen vorgenommen haben. Aufgrund des Ausmasses des Umbaus hat das Bauamt es als zumutbar erachtet, dass wir einen Brandschutz gerechten Eingang zur Wohnung bauen und eine Abwasserrohrsanierung durchführen.  

Was genau ist bei dem Umbau alles gemacht worden?
OW: Der Umbau bestand aus zwei Teilen: Im zweiten Obergeschoss wurde die Eingangsfront ersetzt, ein Durchgang zwischen Wohn- und Esszimmer gemacht und die Treppe zum Dachgeschoss geöffnet. Zusätzlich wurden alle Wände gestrichen, das Parkett geschliffen und matt lackiert und die Toilette mit einem kleinen Waschbecken versehen. Das Dachgeschoss wurde komplett isoliert und durch neue Wände in verschiedene Räume getrennt. So entstanden ein grosses Schlafzimmer, ein Badezimmer, ein kleines Gästeschlafzimmer und Stauraum. Die Treppe zum Dachgeschoss und zur Dachterrasse wurden im gleichen Stil in weiss lackiertem Holz mit Metallgeländer gebaut. Der Boden im Dachgeschoss wurde ebenfalls weiss lackiert, um die Räume heller erscheinen zu lassen.

Konntest du alle ursprünglichen Pläne so umsetzen wie geplant?
OW: Anfangs hatten wir noch geplant, eine offene Küche ins Esszimmer zu bauen und aus der Küche ein Schlafzimmer zu machen. Da im Dachgeschoss aber Platz für genügend Schlafraum war, haben wir uns dagegen entschieden. 

Werbung

Gab es bestimmte Anforderungen, an die du dich halten musstest?
OW: Das Haus wurde 1899 gebaut und ist beim Denkmalschutz als schützenswert eingestuft. Daher musste ich eine Baubewilligung für den Umbau beantragen, obwohl wir an der Fassade und am Dach keine Änderungen vorgenommen haben. Aufgrund des Ausmasses des Umbaus hat das Bauamt es als zumutbar erachtet, dass wir einen Brandschutz gerechten Eingang zur Wohnung bauen und eine Abwasserrohrsanierung durchführen.  

Was genau ist bei dem Umbau alles gemacht worden?
OW: Der Umbau bestand aus zwei Teilen: Im zweiten Obergeschoss wurde die Eingangsfront ersetzt, ein Durchgang zwischen Wohn- und Esszimmer gemacht und die Treppe zum Dachgeschoss geöffnet. Zusätzlich wurden alle Wände gestrichen, das Parkett geschliffen und matt lackiert und die Toilette mit einem kleinen Waschbecken versehen. Das Dachgeschoss wurde komplett isoliert und durch neue Wände in verschiedene Räume getrennt. So entstanden ein grosses Schlafzimmer, ein Badezimmer, ein kleines Gästeschlafzimmer und Stauraum. Die Treppe zum Dachgeschoss und zur Dachterrasse wurden im gleichen Stil in weiss lackiertem Holz mit Metallgeländer gebaut. Der Boden im Dachgeschoss wurde ebenfalls weiss lackiert, um die Räume heller erscheinen zu lassen.

Konntest du alle ursprünglichen Pläne so umsetzen wie geplant?
OW: Anfangs hatten wir noch geplant, eine offene Küche ins Esszimmer zu bauen und aus der Küche ein Schlafzimmer zu machen. Da im Dachgeschoss aber Platz für genügend Schlafraum war, haben wir uns dagegen entschieden

Das Zweifamilienhaus befindet sich im attraktiven Berner Beaumont-Quartier.

Die Zimmer wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet und eingerichtet.

Mit einer Baubewilligung durfte ein brandschutzgerechter Eingang gebaut werden.

Die erdrote Farbgestaltung gibt dem stilvoll eingerichteten Wohnzimmer eine sanfte Stimmung. 

Dusche wie auch WC wurden neu eingebaut.

Das WC im 2. Obergeschoss mit einer Tapete im Stil der 40er-Jahre.

Mit welchen Materialien hast du gearbeitet und weshalb?
OW: Es war mir wichtig, mit langlebigen Materialien zu arbeiten. Da das Haus über 120 Jahre alt ist, sollten die Materialien mit dem bestehenden Bau harmonieren und leben können. Das Holz der Treppen, des Bodens und der Einbauschränke strahlt trotz des weissen Lacks eine gewisse Wärme aus. Einige Flächen wie beim Waschbecken und Gästezimmer im Dachgeschoss wurden mit massiven Holzflächen versehen und ergänzen so die sichtbaren Holzbalken. Die Zementplatten im Bad lassen den Raum lang wirken und passen farblich zu den grünen Feinsteinzeugfliesen der Dusche und Wände. In der Toiletten im Obergeschoss wurden dunkle Schieferplatten verlegt. Die Wandfarben und verschiedene Winkel in der Wohnung bringen eine lebendige Stimmung in die Räume. Im WC im 2. Obergeschoss haben wir eine Tapete mit einem Muster aus den 1940er-Jahren verwendet.

Wie hast du die Farbgebung entwickelt?
OW: Die Entwicklung der Farbgebung hat mir am meisten Freude bereitet, da ich die ganze Familie einbeziehen konnte. Ich habe dazu einige Farbkombinationen zusammengestellt mit Mustern der Fliesen und präsentiert. Dabei haben wir entschieden, das Esszimmer blaugrau zu streichen, den Eingang, Schlafzimmer im Obergeschoss und Wohnzimmer altrosa zu malen und im Dachgeschoss mit grün zu arbeiten.

Was war die grösste Herausforderung an diesem Projekt?
OW: Die grösste Herausforderung war die Zeitplanung, da ich noch kein Referenzprojekt hatte, um einzuschätzen, wieviel Zeit alles benötigt. Weil ich nicht selber in Bern wohnte, konnte ich die Baustelle nicht täglich besuchen; während des Lockdowns habe ich zweitweise online mit den Handwerker*innen kommuniziert. Je öfter ich anwesend war, desto schneller kamen die Arbeiten voran.

 

leerer Dachboden

Dank sorgfältiger Planung hat Olivia die ganze verfügbare Fläche ausgenutzt.

Bett im Dach

Der Vorher/Nacher-Effekt kann sich sehen lassen.

Mit wem hast du für die Umsetzung deines Vorhabens zusammengearbeitet?
OW: Wir haben für die Bauplanung und alle Arbeiten mit der Stiftung Terra Vecchia zusammengearbeitet. Die Arbeiten wurden teilweise durch Menschen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt ausgeführt, wodurch es etwas länger gedauert hat, aber alles sehr sorgfältig durchgeführt wurde.

Wie verlief die Zusammenarbeit mit den Handwerker*innen und der Denkmalpflege?
OW: Die Handwerker*innen haben die Arbeiten mit viel Liebe und Respekt zum bestehenden Bau durchgeführt, was in diesem Projekt sehr wichtig war. Einen Vertreter der Denkmalpflege hatten wir vor den Arbeiten eingeladen und durch die Wohnung geführt. Seine Ansichten stimmten jedoch mit unseren Plänen überein, weshalb keine Probleme auftauchten.

Woran arbeitest du aktuell?
OW: Im Juli 2022 habe ich meinen Master «Management in the Built Environment» an der TU Delft in den Niederlanden abgeschlossen. Ich werde daher nach dem Sommer nach einem Job suchen, der Themen wie Nachhaltigkeit und Denkmalschutz verbindet. In den letzten zwei Jahren habe ich viel über Projektmanagement, Gebietsentwicklung und den Immobilienmarkt gelernt. Die kreative Arbeit gefällt mir jedoch sehr und ist sicher ein Kriterium für meine nächste Beschäftigung.

Hat es dir Spass gemacht? Würdest du wieder so ein Projekt durchführen oder ist vielleicht sogar schon eines in Planung?
OW: Sehr! Ich habe in dem Projekt sehr viel gelernt und würde diese Kenntnisse gerne in weiteren Projekten nutzen. Die kreative Freiheit im Umbau und das Resultat haben mir das Vertrauen gegeben, dass weitere Projekte ebenfalls ein Erfolg werden können. Ein nächstes Projekt ist noch nicht in Planung, aber ich bin offen für neue Herausforderungen.

 

Es galt ein Maximum an Stauraum und Liegeflächen zu schaffen.

Auch die Fläche unter der Treppe wird genutzt.

An die Dachschräge angepasst, sorgt der Schrank für noch mehr Stauraum mit wenig Platzverbrauch.

Hat dich das Architekturstudium genügend ausgebildet, um so ein Projekt durchzuführen oder musstest du dir viel neues Wissen aneignen?
OW: In konstruktiver Hinsicht habe ich viel Wissen aus dem Studium anwenden können. Was ich erst in diesem Projekt gelernt habe, sind Sachen wie Bau- und Kostenplanung und die Zusammenarbeit mit mehreren Akteur*innen in einem Projekt. Bauvorschriften und Bestimmungen habe ich nun auch erlernt.

Was waren deine Schwerpunkte im Studium?
OW: Im Bachelor an der EPFL haben wir im ersten Jahr viel von Hand gezeichnet und mit Holz gebaut, danach habe ich mich viel für Denkmalschutzprojekte interessiert. In meinem Studium an der TU Delft habe ich mich vertieft mit komplexen Ausführungsprojekten und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt.

Was oder wer hat dich dazu inspiriert, Architektur zu studieren? Was reizt dich am Beruf der Architektin?
OW: Architektur war für mich eine perfekte Kombination von Kreativität und Technik. Im Gymnasium waren meine Lieblingsfächer Physik und Bildnerisches Gestalten. Seit dem Beginn meines Studiums habe ich meine Wahl nie hinterfragt oder bereut, weil ich es als sehr wertvoll erachte, klare Resultate meiner Arbeit zu sehen. Zudem denke ich, dass die Architektur mehr Farbe und weibliche Energie vertragen kann. Wieso manche Wohnhäuser mit Sichtbetonwänden gebaut werden, habe ich nie verstanden und werde ich vermutlich nie verstehen.

Was sind deine Zukunftspläne?
OW: Ich bin sehr zwischen der Schweiz und den Niederlanden hin- und hergerissen. In beiden Ländern fühle ich mich zu Hause, daher bin ich in der Zukunft wahrscheinlich im einem der beiden Länder zu finden. Ich würde mich sehr freuen, weitere Projekte dieser Art fertigzustellen und allenfalls ein eigenes Büro dafür zu gründen. Gleichzeitig fordere ich mich selbst gerne heraus, um grössere Projekte und mehr Verantwortung anzunehmen.

Verwandte Artikel