Faszination 1960er-Jahre

Zwei Umbau-Projekte

Früher war nicht alles besser, die 1960er-Jahre hatten betreffend Architektur jedoch einige Perlen zu bieten – nicht nur in Amerika, sondern auch in der Schweiz. Etwa die Villa bei Zürich aus dem Jahr 1963.

Von der Terrasse aus tritt das Haus als lichtdurchfluteter, eingeschossiger Pavillonbau in Erscheinung.

Die durchlaufenden Pfetten aus verleimten Holzträgern ruhen auf Stahlstützen. Sie scheinen die Fenster zu durchstossen. Die Sky-Frame-Fenster ermöglichen einen nahtlosen Übergang nach draussen.

Der Grundriss des Hauses ist auf ein regelmässiges Achsenystem von 5 x 6 Metern aufgebaut.

Die heutigen Besitzer waren sich der architektonischen Bedeutung des Hauses nicht bewusst, da sie selbst nicht sonderlich architektur- oder designaffin sind. Jedoch fühlten sie sich von der grosszügigen, lichtdurchfluteten Architektur mit ihren klaren Formen und rohen Materialien angesprochen, was beweist, dass viele Bauten der Moderne unserem heutigen Ideal von Architektur entsprechen und sie oft zu Unrecht wenig wertgeschätzt werden. Salvini Rüegsegger Architekten haben das Gebäude totalsaniert und durch den Rückbau früherer Eingriffe sowie die Stärkung der Übergänge zwischen innen und aussen in seinem ursprünglichen Ausdruck bekräftigt. «Wir haben bei diesem Projekt versucht, die Waage zu halten zwischen dem, was möglich und sinnvoll ist, und dem, was für das Objekt nötig ist», sagt Peter Rüegsegger. Das Resultat beweist, dass ihnen die Balance geglückt ist: Die 1960er-Jahre leben in dieser Villa für die Zukunft weiter und wirken dabei zeitgemässer denn je.

Auch der sorgfältige Umbau eines Einfamilienhauses durch Anina von Ballmoos und Marc Diener verlässt sich auf die Qualitäten des Bestands und erlaubt diesem, aus dem Schatten später hinzugefügter Elemente zu treten. Heimliche Hauptakteure der Architektur Robert Rothens, der das Haus in den 1960er-Jahren erbaut hatte, und der Erneuerungsarbeiten sind die Materialien. Eine wunderschöne, aber aufgrund ihrer lebendigen Farbigkeit nicht einfach zu ergänzende Grundlage bot der Bestand mit Terrakottaplatten, (Sicht-)beton, Einbauten aus Weisstannenholzfurnier und nicht zuletzt mit dem Backstein. Doch was hält man solch charakterstarken Wänden entgegen? Den Tonplattenböden und Einbauten aus Holzfurnier, die rund 80 Jahre Licht und Luft ausgesetzt waren? Die Lösung für die neue Küche etwa bedurfte einiger Anläufe, resultierte jedoch in einer stimmigen Komposition, die sowohl zeitgemäss ist als auch Hand in Hand mit dem Bestand geht. So wird das Haus auch künftig mit der Zeit gehen. Diese Transformation hat ihm glücklicherweise seinen Charakter belassen.

Die überdachte Terrasse mit integrierten Pflanzenbeeten: Eine der Qualitäten der Architektur ist der Einbezug des Aussenraums. Die hellen Bodenplatten hinten rechts sind ein Überbleibsel eines rückgebauten Glasanbaus.

Der offene Wohnbereich mit Feuerstelle und Sitzlandschaft ist exakt wie anno dazumal. Aus dem Schacht oberhalb der abgehängten Holzdecke wird die Warmluft im Raum verteilt.

Ursprünglich bestimmte eine Küchenzeile entlang der Hausfassade das Küchenlayout. Neu definieren eine Kochinsel und eingebaute Hochschränke den Küchenbereich. Die Materialien entsprechen mit Weisstannenholzfurnier und Sichtbeton dem Bestand, sodass eine gelungene Verbindung von Heute mit dem Gestern entsteht. (Küche: Herzog Küchen AG mit dade design concrete works)