Die Pandemie forderte in manchen Lebensbereichen einen radikalen Stillstand und in anderen wirkte sie wie ein Katalysator, um neue Ideen zu spinnen und den Status Quo zu überdenken. So ging es auch den sechs Gründern des Laboratoriums in der Binz in Zürich. Als während des ersten Lockdowns die Fitness Studios schliessen mussten, wurde das Gym nach Hause oder ins Freie verlegt. Fitnessgeräte wurden überflüssig. Und dennoch sehnten sich viele nach einem Umfeld, wo man gemeinsam trainieren kann.
Mit dem Laboratorium haben die sechs Co-Gründer einen Ort für Sportbegeisterte geschaffen, der nichts mit einem üblichen Gym gemeinsam hat, sondern sich an einer minimalistischen und klaren Designsprache orientiert. Ziel war es, einen Ort zu schaffen, der ohne die üblichen Fitnessgeräte auskommt und dennoch einen attraktiven Trainingsplatz bietet, wo sich Sportbegeisterte treffen und gemeinsam trainieren können. Im Interview geht Christian Sager, einer der Geschäftsführer, näher auf das innovative Projekt ein.
Mit dem Laboratorium haben Sie ein neues Fitnessstudio mit einem gänzlich neuen Konzept eröffnet. Ein solches Projekt mitten in einer Pandemie zu realisieren kann man als mutig, aber auch als ein wenig waghalsig bezeichnen – was waren Ihre Beweggründe?
Christian Sager: Eine Portion Mut hat es tatsächlich gebraucht, während der Pandemie ein solches Projekt zu realisieren. Allerdings sehen wir gerade diesen Umstand auch als Chance: Viele haben ihre Fitnessabos pandemiebedingt gekündigt und ihr Training ins Wohnzimmer mit einem virtuellen Trainer verlagert. Wir sind der Überzeugung, dass nach der Pandemie diese Art von trainieren längerfristig nicht befriedigend sein kann. Dass aber viele nicht mehr grosse Lust haben werden, zurück in ein «normales» Gym zu gehen, hat uns motiviert, etwas zu schaffen, was genau dort ansetzt.
Das Laboratorium ist kein typisches Fitnessstudio, wichtig war, dass es nicht den gängigen Gym-Groove besitzt – auf was haben Sie bei der Umsetzung bzw. Gestaltung geachtet?
CS: Wir wollten keinen Ort schaffen, den man nur erträgt, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen und sein Soll an Laufbandminuten abzuarbeiten. Uns war es wichtig, dass man sich im Laboratorium gerne aufhält. Dazu gehören helle und hohe Räume, ein aufs Minimum reduziertes Equipment, das aber dennoch erlaubt, den ganzen Körper zu trainieren. Viel freie Fläche und viel Liebe zum Detail. Auch ein kulinarisches Angebot musste es beinhalten.
Das Projekt wurde vom Architekturbüro Caruso St John Architects umgesetzt, das auch einen Teil der Räumlichkeiten bewohnt. Wie kam es zu diesem gemeinsamen Projekt?
CS: Caruso St John Architects haben ihr Büro seit rund 6 Jahren in diesen Räumen. Sie haben sich in der Zeit verkleinert und überlegt, wie sie mit dem Platz, den sie nicht mehr benötigen, umgehen wollen. Zwei Mitbegründer des Laboratoriums sind ebenfalls Mitarbeiter von Caruso St John Architects und so war es naheliegend, dass man das Projekt im engen Austausch gemeinsam umsetzt.
Was waren die Herausforderungen?
CS: Eine wichtige Fragestellung war, wie sich die beiden Bereiche abgrenzen respektive wie viel Überschneidung möglich ist. Sowohl das Laboratorium als auch Caruso St John Architects waren sich aber von Anfang an einig, ein offenes Konzept zu verfolgen. Die Zusammenarbeit hätte nicht besser laufen können und wir sind sehr glücklich mit dem Resultat.
Das Laboratorium ist somit eine Symbiose aus Architektur und Fitness – was haben die beiden Disziplinen gemeinsam?
CS: Uns hat gerade gereizt, dass wir auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben. Einfach ein zweites Planungsbüro in die Räume zu holen, schien Caruso St John zu naheliegend und auch etwas eintönig. Das Werk von Caruso St John war schon immer von Disziplinen, die ausserhalb der Architektur liegen, inspiriert und sie wollten auch hier neue Wege gehen.
Sehen Sie in solchen Gemeinschaftsnutzungen von Räumlichkeiten in der Stadt die Zukunft?
CS: Eine Stadt ist ja per se ein Konglomerat von unterschiedlichsten Nutzungen im Verbund und genau das macht sie auch so interessant. Dies haben wir jetzt räumlich einfach noch enger gefasst und sind selber gespannt, wie sich die Idee entwickeln und auswirken wird.
Das Fitness-Programm zeichnet sich durch Calisthenics, Funktionales Training und Street Workouts aus – was kann man sich darunter vorstellen?
CS: All diesen Sportarten liegt zu Grunde, dass sie bevorzugt mit Hilfe des eigenen Körpergewichts Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit aufbauen. Die Art so zu trainieren, ist jahrtausende alt und doch noch nicht so recht in unserer postindustriellen Zeit angekommen. Was man dafür braucht ist Platz und ein warmer, trockener Ort. Wären wir in Brasilien, könnten wir einfach das ganze Jahr nach draussen gehen – in der Schweiz sind dazu die Bedingungen nicht ideal und wir wollten auch da eine Lücke füllen mit dem Angebot des Laboratoriums.
Für wen ist dieses Fitnessstudio gedacht?
CS: Vom sportlichen Niveau her ist das Laboratorium für Anfänger bis zu Profiathleten geeignet. Unser Kursprogramm ist eher auf ein einfaches bis mittleres Level ausgerichtet. Auf jeden Fall möchten wir aber Menschen ansprechen, die bereit sind, alte Trainingsgewohnheiten hinter sich zu lassen, gerne in einer schönen Umgebung trainieren und auch den Austausch untereinander schätzen.
Mehr Informationen zum Laboratorium finden Sie unter:
www.laboratorium.cc
www.carusostjohn.com