Buchberg liegt auf einem sonnigen Plateau, hoch über dem Rhein im Süden des Kantons Schaffhausen. In dieser ländlichen Idylle, geprägt von Bauernhäusern mit traditionell massiver Basis und einer hölzernen Dachkonstruktion, haben Gus Wüstemann und sein Team ein Haus für eine Familie auf selbstverständliche Weise in die Dorfstruktur gefügt. Auf den ersten Blick nimmt sich das Gebäude zurück und ordnet sich in die Typologie der Häuser aus Stein und Holz ein, auf den zweiten Blick treten die Besonderheiten und räumlichen Qualitäten des Entwurfs zutage.
Das Einfamilienhaus als Manifestation des bürgerlichen Traums ist eine Typologie, die in der heutigen Zeit hinterfragt werden muss. In Buchberg ist diese Wohnform quasi vorgeschrieben. «Die Bauordnung gab ein Haus mit Satteldach und Kreuzgiebel vor. So stellte sich uns die Frage, wie wir in diesem Umfeld einen Moment von räumlicher Gravitation erzeugen», beschreibt Wüstemann den Ansatzpunkt des Entwurfs. «Wir haben die Dachtypologie des Dorfes übernommen und ähnlich einer Scheune einen grossen, offenen Raum geschaffen. Das Pavillondach ist mit einfachsten Mitteln und rohen Materialien erstellt und wurde gemäss Grenzabstand gestutzt, was dem Ganzen einen spannenden, asymmetrischen Moment beschert.»
Auf das Sockelgeschoss, das Garage, Technik- und Kellerräume sowie eine Zahnarztpraxis beherbergt, hat der Architekt ein Betonskelett als tragende Struktur gesetzt. Darauf sitzt das vorfabrizierte Holzdach mit den vier Schlafzimmern. Die Verwendung von recyceltem Beton und lokalem Holz ermöglicht einen bescheidenden CO2-Abdruck. Die Rohheit der Konstruktion ist ein Hinweis auf die traditionelle pragmatische Bauweise. «Wir haben alles gemacht, damit nichts Überflüssiges in den Wohn- und Schlafräumen ist. Alles steckt in der Topografie und der Kraft dieser Räume», so Wüstemann.
Im Osten ist die Wohnebene als massiver Block aus Beton mit einem intimen Bereich mit Feuerstelle ausformuliert, gegen Westen zur Abendsonne hin löst sich dieser auf. Für den Architekten sind diese Elemente – teils Struktur, teils Möblierung – schlicht Topografie. Sie schliessen den Raum zum Hang ab und ziehen sich vom Kamin bis zum grossen Wohn-Essraum, inklusive offener Kochstelle. Die Hälfte des Gartengeschosses – vom auskragenden Dach beschützt – ist Innen- und die andere Hälfte Aussenraum. Im Sommer verdoppelt sich die Wohnfläche, indem man die Schiebefenster öffnet und sich die Bereiche vereinen.
Hier, wo der Blick scheinbar endlos über die Landschaft schweifen kann, befindet sich ein zweigeschossiger Aussenraum mit einer Galerie unter dem Pavillondach. Trotz der Weite entsteht ein Ort mit grosser Intimität. Von dieser Galerie blickt man über den Dachraum ins Schlafgeschoss aus Holz. Hier hat Gus Wüstemann eine innere Fassade entwickelt, die, ähnlich eines maurischen Hofes, geschützt von Einblicken die Kommunikation im Innern ermöglicht. Diese überraschende, räumliche Vielfalt und die starke Geschichte des Daches machen das Haus einzigartig.