Kapelle Son Benedetg
Katholische Kirchen und Kapellen eigenen sich im Moment ganz besonders gut, um gute Architektur live zu erleben, denn sie sind in der Regel offen. So auch die Kapelle Son Benedetg im bündnerischen Sumvitg, die 1985 bis 1989 von Peter Zumthor erbaut wurde. Ich habe die Kapelle im kalten Februar 2012 besucht und war beeindruckt von ihrer Klarheit, Einfachheit und dennoch der enormen Poesie, die das Lichtspiel in Kombination mit den hohen, schlanken Holzstützen erzeugt. Kein Wunder ziert die Kapelle auch das neu erschienene Buch «52 beste Bauten, Baukultur in Graubünden 1950-2000», das jüngst im Hochparterre Verlag erschienen ist.
Anita Simeon Lutz, Chefredaktorin Das Ideale Heim
Therme Vals
Und wenn wir schon bei Peter Zumthor sind, dann darf die Erwähnung der Therme Vals nicht fehlen. Sie ist noch immer ein einmaliges Werk in Sachen Lichtführung, Material und Raumeindruck. Leider ist sie im Moment nur für Gäste des Hotels 7132 offen. Aber warum gönnen Sie sich nicht gerade eine richtige Auszeit und bleiben über Nacht? Denn dann können Sie im Hotel auch noch die Architektureindrücke anderer, weltbekannter Architekten geniessen, wie zum Beispiel Tadao Ando, Kengo Kuma oder Thom Mayne.
Anita Simeon Lutz, Chefredaktorin Das Ideale Heim
La Congiunta
Ausserdem ist mir letzthin dank des Artikels eines befreundeten Architekturjournalisten die La Congiunta von Peter Märkli in Giornico, unterhalb der alten Gotthard-Bahnlinie, wieder «über den Weg gelaufen». Die La Congiunta dient als kleines Museum mit Skulpturen von Hans Josephsohn. Die Schlüssel zu diesem Werk aus Beton und Licht kann man ganzjährig in der Osteria Giornico, Via San Gottardo 37 in Giornico (T 091 864 22 15) abholen. Diese kleine Trouvaille der modernen Schweizer Architektur steht definitiv noch auf meiner Bucketlist.
Anita Simeon Lutz, Chefredaktorin Das Ideale Heim
Aargauer Kunsthaus
«ICH / DAS BILD / ICH SEHE» – wenn ich vom Bahnhof Aarau kommend am Regierungsgebäude vorbei auf das Aargauer Kunsthaus blicke, regen mich die Worte von Rémy Zaugg jedes Mal aufs Neue zum Nachdenken an. Keine Ahnung, wie oft ich mit den Worten in meinem Kopf schon Tetris gespielt habe. 1959 erbaut, wurde das Aargauer Kunsthaus 2003 um einen Annexbau von Herzog + de Meuron (gemeinsam mit dem Künstler Rémy Zaugg) vergrössert. Auch wenn das Museum im Moment noch geschlossen ist, kann man sich von der Architektur inspirieren lassen, das Zusammenspiel der beiden Gebäudeteile studieren oder über das Flachdach des Erweiterungsbaus in den dahinterliegenden Park flanieren. Oder das Kunsthaus als Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung nehmen. Denn Aarau bietet neben seiner schmucken Altstadt mit den typischen Dachhimmeln oder der Badi von Haefeli Moser Steiger im Schachen auch einiges an zeitgenössischer Architektur: das Naturama von Arthur Rüegg, die – vor allem unter Aarauer*Innen viel diskutierte – Markthalle von Miller Maranta, der Erweiterungsbau des «Schlössli» von Diener & Diener Architekten, um nur einige Beispiele zu nennen. Und wenn man ganz viel Glück hat, lässt sich im Vorbeigehen schnell ein Blick in die Alte Reithalle erhaschen, die sich derzeit noch im Umbau befindet – ein Projekt der jungen St. Galler Architekten Barão Hutter. Selbst wenn man im Moment kein Bild im Museum sehen kann, so kann man sich doch seine eigenen Bilder machen und mit der Architektur in den Dialog treten.
Britta Limper, Chefredaktorin Umbauen+Renovieren
Das Goetheanum
Mein architektonischer Tipp führt etwa zehn Kilometer von Basel entfernt nach Dornach. Hier steht das Goetheanum, ein monumentaler Betonbau, der einem mit seinem skulpturalen, eigenartigen Erscheinen in eine magische Welt zu transportieren vermag. Erbaut wurde es von Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, zwischen 1925 und 1928 als Zentrum der anthroposophischen Gemeinschaft.
Stefanie Solèr, Redaktorin Archithema Verlag
Julierturm
Das erste Mal sah ich den Julierturm bei einer Töfffahrt ins Engadin: Ein roter Holzbau am Ende der Serpentine auf 2284 m ü .M. – von Menschenhand geschaffen und doch so selbstverständlich in die Bergwelt eingebettet. Ursprünglich hätte das Origen-Theater bis Ende Sommer 2020 auf dem Julierpass stehen sollen. Einer Trutzburg gleich verharrt es nun im Schnee und ist nicht nur Symbol für das Tor zum Oberengadin, sondern auch eine Art Freiheitssymbol für alle Stadt-, Unterland- und Corona-Flüchtige geworden.
Silvia Steidinger, Stv. Chefredaktorin Umbauen + Renovieren
Tanzhaus Zürich
«Das Gute liegt so nah» – oder wie geht dieses Sprichwort? Beim Tanzhaus Zürich sind es gerade einmal 15 Gehminuten von meinem Zuhause weg und doch habe ich diesen Bau bis heute nie bewusst wahrgenommen. Erst seit ich den Spaziergang ums Quartier abwechslungshalber auf die Limmat ausgedehnt habe, ist mir das Tanzhaus – Fertigstellung 2019 – erst richtig aufgefallen. Realisiert wurde der moderne Betonbau mit Triangelfenstern von Barozzi Veiga Architekten aus Barcelona. Der Bau ersetzt das städtische Gebäude an der Wasserwerkstrasse und fügt sich harmonisch in das denkmalgeschützte Gebäudeensemble ein. Mein Tipp: Unbedingt am Wochenende vorbeikommen, dann bekommt man hier von 12-18 Uhr beim Café Nude nämlich einen feinen Coffee-to-Go.
Carina Iten, Chefredaktorin meter magazin
Staumauer «Grande Dixence»
Da mein Freund im Wallis wohnt, begeben wir uns am Wochenende oft von Sion aus auf Entdeckungsreisen. Ein Besuch ist die Staumauer «Grande Dixence» im Val d’Hérens wert, die grösste Gewichtsstaumauer der Welt. Sie ist 285 Meter hoch, am Fusse 200 Meter dick und besteht aus sechs Millionen Kubikmeter Beton (das sind 6'000'000’000 Liter!). Für einmal fühlte ich mich – mit meinen 1.80m, sonst oft eine der Grössten im Raum – ganz klein. Tipp: bei der Anfahrt unbedingt die Sichtbetonkirche St. Nicolas von Architekt Walter Maria Förderer im Dorf Hérémence anschauen.
Alina Walser, Redaktorin Archithema Verlag
Piuskirche in Meggen am Vierwaldstättersee
Die märchenhafte Kulisse rund um den Vierwaldstättersee ist weltbekannt – und mitten in dieser einmaligen Szenerie auf einem kleinen Plateau über dem See steht die Piuskirche mit einem 40 Meter hohen Glockenturm. Die «Haut» des strengen Kubus, der von 1964 bis 1966 nach den Plänen des Architekten Franz Füeg (1921–2019) erbaut wurde, besteht aus lichtdurchlässigem, nur 28 Millimeter dickem Marmor. Während dem Tag leuchtet die Wand nach innen und in der Nacht nach aussen – einmal sakraler Schrein, einmal faszinierende Laterne. Für mich ein Ort voller Magie, wo Architektur zur Poesie wird!
Roland Merz, Chefredaktor Atrium Magazin