Die katalanische Hauptstadt ist beliebt – sowohl als Touristenmagnet, als auch als Wohndestination für Kreativschaffende aus aller Welt. Das Ausmass des Verdrängungskampfes rückte letzten Sommer ins Bewusstsein, als wütende Stadtbewohner Touristenbusse zu verscheuchen suchten. Umso lieber berichten wir über ein Bauprojekt, das so gar nichts mit Gentrifizierung zu tun hat: «Nova Sala Becket», eine seit einem Vierteljahrhundert aktive Theatergruppe und Mitglied des Netzwerks «Fàbriques i Creació» aus Barcelona, war auf der Suche nach neuen Proberäumen. Die Stadt beauftragte die Architekten Eva Prats und Ricardo Flores, das alte Gebäude der Genossenschaft «Pau i Justícia» (Friede und Gerechtigkeit)für die Theatergruppe umzubauen. Die Architekten beschäftigten sich intensiv mit der Arbeitsweise der Theatergruppe, um interne Produktionsabläufe und Anforderungen an die Funktion des Hauses als Experimentier-, Vortrags-, und Kursraum zu analysieren. Das Gebäude war in einem schlechten Zustand, das Budget mit 2.5 Millionen Euro beschränkt – immerhin beläuft sich die Fläche des Gebäudes auf knapp 3000 Quadratmeter.
«Der zerfallene Zustand, den wir vorfanden, interessierte uns. Nicht, weil wir das Haus wiederherstellen wollten. Sondern um die Ruine weiter zu entwickeln; um sie mit ihrem unfertigen Charakter und den sich überlagernden Zeitepochen zu einem Teil einer neuen Realität zu machen, die von der Stiftung laufend aktualisiert werden wird», so die Architekten. Flores und Prats analysierten Fliesen, Mauerwerksschichten und Türrahmen; in sorgfältiger Feinarbeit wurden verschiedene Schichten freigelegt. Wo möglich, wurde der historische Bestand erhalten oder an einer anderen Stelle wieder eingebaut. Die Architektur des Hauses mit seinen hohen Fenstern und den Jugendstil-Elementen erzählt zwar von der Historie des Hauses. Doch durch die Neuplatzierung von Stuckaturen und Fliesen sowie sich überlagernden Farbschichten erhält die Innenarchitektur des Hauses dennoch einen zeitgenössischen Anstrich. Das durchgehende, von einem neu eingesetzten Oberlicht erhellte Treppenhaus unterstreicht die freie, offene Atmosphäre, die gleichermassen von der Historie wie dem kreativen Flair des Theaters gespeist wird.
Für ihre Leistungen wurde Eva Prats übrigens auf die Shortlist des Woman in Architecture Awards 2019 gesetzt.