Mit NFTs die Weltmeere retten

Neuer Kunstspace in Zürich

Wir finden den neuen Kunstspace «Haus der Kallistik» am Ernst-Nobs-Platz 1 in Zürich, eher unscheinbar, in einem Bürogebäude direkt hinter der Tamedia. «Haus der Kallistik» versteht sich als Art Tech Space, das explorativ mit neuen Technologien die Evolution von Kunst, Fashion, Musik, Kulinarik und allgemein Kultur fördern möchten. Die erste Ausstellung «Kallidicks» des Künstlerduos «DickBits», war ebenfalls das erste Social NFT Art Project der Schweiz und mauserte sich direkt zu einem der erfolgreichsten NFT-Projekte der Schweiz.

Wie es der Name bereits vermuten lässt, ging es in der Ausstellung um Penisbilder, die unaufgefordert von Männern im Netz zum Beispiel via Snapchat herumgeschickt werden. Die Fotos wurden von den Opfern zur Verfügung gestellt und vom Künster-Duo für die Ausstellung in gepixelte NFT-Werke umgewandelt. Den Kurator*innen Jonas Kastenhuber und Silvia Princigalli war es wichtig, damit mehr Bewusstsein für sexuelle Belästigung im Netz zu schaffen. Die 106 NFT-Penis-Werke wurden bereits während der Ausstellung für einen Betrag zwischen 400 und 1500 Franken verkauft, wobei der Erlös bis zu 50% den Opfern zugutekommt. 

 

Werbung

Im Haus der Kallistik sind für 2023 bereits weitere Events geplant. Ab dem 10. Februar startet die Ausstellung «RRREEF_RESILIENCE», die den Fokus auf die Weltmeere legt und wie man mit digitaler Kunst bedrohte Korallenriffe retten kann. Mit jeder Spende werden mit einem 3D-Drucker verspielt-praktische Korallenriff-Bauteile aus Ton gedruckt. Diese wurden in den vergangenen zwei Jahren mehrfach zusammengestellt und am Pazifischen Meeresgrund aufgebaut. Mit vollem Erfolg: Neben ausgestorbenen Korallenriffen kehrten erste Lebewesen zurück. Ausserdem entdeckten Forschende bereits kleine Babykorallen, die sich für einen neuen Lebensraum unter Wasser andockten. Das Creative Studio 697 THz sieht mit RRREEF_RESILIENCE die Möglichkeit, mit der digitalen Welt sowie des WEB3 aussergewöhnliche Ökosysteme wieder aufzubauen. Mit dem Projekt sollen vor allem auch Menschen in einer Token Gated Community vereint werden, die sozial danach streben, Korallenriffe zu retten. 

Wir haben die Initiator*innen Jonas Kastenhuber und Silvia Princigalli vom «Haus der Kallistik» getroffen und mit ihnen über das Web 3.0, die Chancen von solchen sozialen NFT-Projekten in der Kunst und über Sensibilisierungsarbeit gesprochen.

Jonas Kastenhuber und Silvia Princigalli sitzen im Haus der Kallistik mit iPads in der Hand.

Jonas Kastenhuber und Silvia Princigalli sind Teil des Kollektivs «Haus der Kallistik».

Was ist das Haus der Kallistik? Woher kommt der Name?
Jonas Kastenhuber: Das Haus ist eine phygital Plattform für Kunst- und Kulturschaffende, sowie auch andere Kreative. Wir bezeichnen uns als Art Tech Space, weil wir explorativ mit neuen Technologien die Evolution von Kunst, Fashion, Musik, Kulinarik und allgemein Kultur fördern. Fortan will das Haus nicht nur Kultur frei kontextualisieren, sondern auch Künstlerinnen und Künstler, sowie Brands, ins Web 3.0 (NFTs, Metaverse, AR/VR) kreativ begleiten.

Der Name Kallistik kommt von der ersten Ausstellung, die das Haus in der Pandemie im Dezember 2020 mit dem Künstler Alberto Villafuerte, bekannt als «Not A Picasso», organisiert hat. Kallistik (von altgriechisch κάλλιστος kállistos «schönster, sehr schöner» oder κάλλιστα kállista «am schönsten, sehr schön») ist die Lehre, die sich ausschliesslich mit den schönen Dingen beschäftigt. Hierbei bezeichnet «Dinge» alles Wahrnehmbare, alles, was unsere Sinne bewegt. Das Wort wurde, und wird bis heute, von Alberto als Adjektiv verwendet, um etwas sehr schönes zu beschreiben - es ist einfach «kallistisch».

Wie fit ist denn die junge Generation, wenn es ums Metaverse bzw. WEB3 geht?
JK:
Semi-fit. Für viele ist es Neuland. Die Gen-Z kennt sich in der Gaming- und Social Media Welt gut aus, jedoch verstehen die meisten nicht, was der Unterschied zwischen WEB2 und WEB3 ist. 

Eure erste Ausstellung mit DickBits war ein grosser Erfolg und das erste Social NFT Kunstprojekt der Schweiz, wie kam es dazu?
JK und Silvia Princigalli:
Silvia hat vor einiger Zeit einen Rant zu Dickpics auf izzy Projects Instakanal gemacht und darauf prompt ein Dickpic von einem Teenager-Follower erhalten. Das hinterliess einen bleibenden Schock.
Wir waren schon seit geraumer Zeit im Austausch zu NFT, Metaverse und anderen WEB3 Themen. Als ich Silvia vom Dickbits Projekt erzählt habe, sind wir beide zum Schluss gekommen, dass es ein echt guter Fit für die erste Ausstellung im neuen Space von Haus der Kallistik ist, um einerseits dem Künstlerkollektiv und andererseits dem Thema mehr  Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

iPad mit einem digitalen NFT Kunstwerk der Ausstellung «Kallidicks».

Gepixelte NFT-Art aus der Ausstellung «Kallidicks» vom Künster-Duo «DickBits».

Kannst du uns kurz erklären, wie Opfer und Künstler gleichermassen in diesem Projekt involviert sind? 
SP:
Wenn eine Frau oder ein Mann ein ungewolltes Dickpic geschickt bekommen, können sie sich damit an das Künstlerkollektiv «Dickbits» wenden. Das Dickpic und der Kontext, in dem es erhalten wurde, werden dem Kollektiv geschickt. Dann beginnt der kreative Prozess, das Dickpic in ein digitales Kunstwerk zu verwandeln. Dabei sind die Kunstschaffenden frei in ihrer Gestaltung. Sobald das Werk vollendet ist, wird es von DickBit auf einem NFT Marktplatz (meist Opensea) zum Kauf angeboten. Beim Erstverkauf gehen 50% an die Künstler und 50% an das Opfer. Bei jedem weiteren Verkauf gehen wiederum 10% des Erlöses geteilt an Künstler und Opfer. So entsteht ein positiver Kreislauf, der immer wieder in das soziale Projekt einzahlt und Kauf sowie Wiederverkauf incentiviert.

Welche Reaktionen haben euch am meisten überrascht? Welche Reaktionen gab es allgemein?
SP:
Es war schön zu sehen, wie Menschen unsere Ausstellung besucht haben, die zuvor noch nie mit dem WEB3 in Berührung gekommen sind und sich danach für diesen Erstkontakt bei uns bedankt haben. Ebenso sind Dickbits ein wundervolles Beispiel dafür, wie man mit NFTs auf künstlerische Art und Weise unterhalten, aber auch für ein ernstzunehmendes Thema sensibilisieren kann.

Ab diesem Jahr  wird es auch ein Member-Programm mit ausgewählte Formaten geben. Dazu gehören Art und NFT Drops sowie exklusive Veranstaltungen wie beispielsweise Atelierbesuche bei Künstlerinnen und Künstlern. 

Das Haus der Kallistik fungiert auch als Showroom für Möbel des dänischen Brands NORR11

Sollte Kunst eurer Meinung nach ein Bindeglied sein zwischen User und Aufklärungsarbeit?
SP: 
Ja, auf jeden Fall. Kunst ist unseres Erachtens dazu da, aufzuklären. Ein ungeschriebener Auftrag an Künstlerinnen und Künstler ist es, das Zeitgeschehen kritisch in ihren Kunstwerken zu reflektieren. Dabei sind die Umgebung und der Kontext, in dem sich der Kunstschaffende bewegt, entscheidend. In einer globalisierten und digitalisierten Welt gibt es viel Stoff für gestalterischen Ausdruck. 

Wie kritisch steht ihr Snapchat aber auch dem Metaverse gegenüber, die anonyme Belästigungen / Sexismus ja auch begünstigen? 
SP:
Jede Münze hat zwei Seiten und jede Technologie kann positiv oder auch negativ verwendet werden. Mit AI Artificial Intelligence sollte es jedoch möglich sein, zu erkennen, dass jemand missbräuchlich ein Penisfoto versenden möchte. Weshalb die Plattformen-Entwickler das dennoch zulassen und nicht verbieten, ist bedenklich und sollte in ihrer Verantwortung liegen. Wir hoffen, dass es durch die Aufmerksamkeit solcher Projekte zu einer Veränderung kommt und Userinnen und User sich zukünftig egal ob im WEB2 oder WEB3 sicher bewegen können.

Wie können wir diese Plattformen für mehr Sensibilisierung nutzen? 
SP: 
Das NFT Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir Fehler, die wir im WEB2 begangen haben, im WEB3 wieder gut machen können. In dem wir nämlich Menschen, die im WEB2 beispielsweise Instagram, Snapchat oder Tiktok, ungefragt Penisbilder zugeschickt bekommen haben, mit daraus erzielten Erlösen belohnen. Des Weiteren fängt das Problem aber schon beim Programmieren dieser Plattformen an. Beispielsweise könnte beim Eintritt in jedes soziale Netzwerk, sei es im WEB2 oder WEB3, mitgeteilt werden, dass man jegliche Übertritte und Missbräuche nicht toleriert und diese mit Sanktionen und Anzeigen verfolgt werden. Diese Verantwortung der Betreiber dieser Plattformen wird leider bisher noch zu wenig wahrgenommen.

Die neue Ausstellung RRREEF_RESILIENCE will auf die prekäre Lage der Korallenriffs aufmerksam machen.

Jeder Besucher und jede Besucherin erhält bei der Eröffnung ein «Haus der Kallistik X 697 THz»-Community-NFT.

Was ist als nächstes geplant im Haus der Kallistik?
JK: 
Vom 10.02. bis zum 28.02.23 findet die Ausstellung RRREEF_RESILIENCE und damit die zweite Social-NFT-Ausstellung statt. Das Kreativduo Sara Kieffer und Lucien Mike Woodtli, des Studios 697 THz haben für das mehrfach ausgezeichnete Projekt «Rrreefs» 2500 Babykorallen kunstvoll illustriert, die nun als NFTs erworben werden können. Jedes NFT ist einzigartig und von den Kunstschaffenden selbst von Hand entworfen. Wer ein solches Digitalkunstwerk mit Kryptowährung oder einfach via Kreditkarte käuft, erhält über das Zufallsprinzip ein Babykorallen-NFT und spendet Geld an «Rrreefs». 

Was sollte man über euch noch wissen?

SP und JK: Das Haus der Kallistik gilt zur Zeit nicht nur als physischer Ort am Ernst-Nobs-Platz 1 im Zürcher Kreis 4, der zu Kaffee, Mittagessen oder Apéro einlädt, sondern auch als digitale Plattform, die sich zum Ziel gemacht hat, allgemein Kunst und Kultur hybrid digital sowie physisch sichtbar zu machen. Das, was wir bisher gemacht haben, war erst der Anfang.

Kallistik wird Künstler, Brands und Kunstinstitutionen im nächsten Jahr kreativ ins WEB3 bringen. Dazu bauen wir mit unserem Metaverse Partner ein digitales Haus der Kallistik und verwenden schon jetzt für unsere Events und Ausstellungen NFT Tickets. Wir werden 2023 mit einem Member Programm ausgewählte Formate zugänglich machen. Dazu gehören Art und NFT Drops, exklusive Veranstaltungen wie beispielsweise Atelierbesuche bei Künstlerinnen und Künstlern zum Programm. 

www.kallistik.art

Verwandte Artikel