Drachen steigen lassen

EOOS für Carl Hansen

Die Ankündigung einer neuen Kooperation zwischen Carl Hansen & Son und den innovativen Designern von EOOS erregte viel Aufmerksamkeit. Das österreichische Designtrio und der dänische Möbelhersteller eröffneten ihren kreativen Dialog mit dem Embrace Armchair – einer Neuinterpretation des klassischen Esszimmerstuhls mit einer weichen Polsterung und einladenden Form. Seitdem sind weitere Möbelstücke hinzugekommen, darunter ein Lounge-Sessel und ein Hocker. Nun kommen die Embrace Tables hinzu – eine Kollektion aus Ess- und Lounge-Tischen, die die stilvolle Möbelserie sinnvoll ergänzen. Darüber hinaus wird der Embrace Chair vorgestellt – ein eleganter Esszimmerstuhl ohne Armlehnen.

War es von Anfang an klar, dass es aus dem Embrace Armchair, den ihr 2015 lanciert habt, eine so grosse Familie geben würde?

EOOS: Nein. Für uns ist die Kontinuität der Zusammenarbeit aber sehr wichtig. Man macht zuerst eine Sache und daraus ergibt sich das nächste und so weiter. Der Dialog zwischen uns und der Firma muss in Bewegung bleiben. Wenn wir zum Stillstand kommen, benötigt es so viel Energie um das Rad wieder in Gang zu bringen, dass der Prozess dann oft scheitert.

 

Was ist dann das besondere an der Zusammenarbeit mit Carl Hansen?

EOOS: Erstens haben wir mit Knud Erik Hansen einen Gesprächspartner, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt und sozusagen die Firmen-DNA auch in sich selbst trägt. Wir hatten zunächst schon Respekt davor, für den weltweit renommiertesten Holzstuhlhersteller einen neuen Holzstuhl zu entwickeln. Wir hatten vor allem Angst davor, uns lächerlich zu machen. In der Analyse des Portfolios haben wir aber gesehen, dass es im Bereich der leichten Polsterung für uns noch Gestaltungsmöglichkeiten gibt. Beim Embrace-Chair liegt eine dünn gepolsterte Haut auf einem tektonisch klar formulierten Holzgestell auf. Die Kraftlinien sind ablesbar und die Diskrepanz zwischen dem klar formulierten Gestell und dem frei darin eingelegten Kissen erzeugt Spannung.

Knud Erik Hansen: Die Embrace Chairs stehen für etwas völlig Neues, während sie zugleich Ausdruck der Identität von Carl Hansen & Son sind, die für kompromisslose, handwerkliche Verarbeitung und hohe Qualität steht. Das Design kommt beim Publikum sehr gut an. Da lag es nahe, die Serie durch einige Tische und einen Esszimmerstuhl ohne Armlehnen zu ergänzen – um eine Möbelserie mit noch mehr Vielseitigkeit zu kreieren.

EOOS: Knud sieht uns als Partner, die zusammen etwas entwickeln können. Wir brauchen die Hilfe von Herrn Hansen und des Entwicklungsteams. Wichtig ist aber, dass wir nicht stehen bleiben und so kommt ein Familienmitglied zum anderen

 

Wie geht denn ein solcher Designprozess vor sich?

EOOS: Das Briefing seitens von Carl Hansen war, dass sie eine Tischserie haben wollten mit einer Art Mittelsäule. Als Initialzündung unseres Designprozesses suchten wir nach einer poetische Idee. Dabei liessen wir uns vom Tanz eines Drachens am Himmel inspirieren. Die schlanken Metallstreben der Tragkonstruktion weisen Parallelen zur Drachenschnur auf, die Tischplatte zum Drachen selbst, und der kreuzförmige Holzsockel erinnert an einen Anker, der die Schwerkraft symbolisiert. Wir haben die Geschichte des Drachens aber nicht zu hundert Prozent übersetzt, denn ein Tisch ist kein Kunstobjekt, sondern ein Gebrauchsgegenstand. Interessant ist, dass der Tisch jedoch in jedem Massstab funktioniert, sei es als Beistelltisch oder als Esstisch.

 

Ist die Embrace-Familie nun komplett?

EOOS: Wir hoffen nicht. Der Dialog geht sicher weiter. Vielleicht werden wir heute Herrn Hansen davon überzeugen, dass es für die Embrace Familie auch noch einen Barstuhl braucht. Es ist ein Austausch und keine Einbahn-Kommunikation.

 

Wie reiht ihr Euch in die Galerie der namhaften Designer ein, die bereits für Carl Hansen gearbeitet haben?

EOOS: Der Unterschied ist, dass wir im Vergleich zu einem Hans J. Wegner oder einem Frits Henningsen noch am Leben sind. Mit uns kann man noch reden und etwas weiterentwickeln. Messen wollen wir uns aber nicht mit diesen grossen Meistern. Unsere Möbel stehen jedoch wie selbstverständlich neben einem Wegner-Stuhl und das Ensemble funktioniert sehr gut.

 

Die Zusammenarbeit scheint sehr gut zu funktioneren und wirklich fruchtbar zu sein. Wie habt ihr Euch denn ursprünglich gefunden?

Knud Erik Hansen: Herr Bulthaup hat mir EOOS beim Launch der Küche b2 vorgestellt und das Konzept hat mir so gut gefallen, dass ich wusste, dass ich mit diesen Typen zusammenarbeiten will. Und der Erfolg gibt uns recht. Was will man mehr?