Designrausch

Highlights der Vienna Design Week 2018

Passionswege: Kueng Caputo mit Etui Fialka.

Passionswege: Kueng Caputo mit Etui Fialka

Das Team der Vienna Design Week 2018. 

Design ist Schönheit, Design findet im Alltag statt, Design heisst Engagement: All diesen Facetten wird die Vienna Design Week (VDW) gerecht. Die VDW wurde vor 12 Jahren gegründet, als das Phänomen Designfestival noch nicht inflationär war. Lilli Hollein und ihr Team haben es über die Jahre verstanden, das Festival zu stärken und immer neu zu erfinden. Einzelne kuratierte Formate gab es schon ganz zu Beginn, andere entwickelten sich – und jedes Jahr kommt Neues hinzu wie dieses Jahr «Urban Food & Design» sowie «Virtual & Augmented Reality». Zu den bewährten Formaten gehören die «Passionswege». Designer werden von der Festivalleitung mit lokalen Handwerkern «gepaart» und entwickeln gemeinsam ein Projekt. Damals hatten viele für das Thema Handwerk ein müdes Lächeln übrig, heute ist es aktueller denn je. Handwerksinitiativen spriessen allerorten wie Pilze aus dem Boden. Dieses Jahr sind auch Schweizer Designschaffende mit von der Partie, nämlich das Zürcher Duo Kueng Caputo. Sie arbeiteten mit Etui Fialka zusammen, einem Handwerksbetrieb, der Etuis und Kassetten fertigt. Da man diese häufig für Medaillen verwendet, erfanden die beiden Designerinnen eine eigene Medaille für Zivilcourage. Dieses Beispiel führt vor, dass es bei der VDW nicht darum geht, neue Produkte in die Welt zu setzen, sondern zum Nachdenken über unseren Gebrauch von Design anzuregen. Das tut gerade heute in Zeiten des Konsumüberflusses und der Krisen Not.

Passionswege: Burkart Furtenbach mit Albert Pattermann

Die VDW bringt das Kunststück zustande, auch Einheimische ihre Stadt neu entdecken zu lassen. Das tut sie unter anderem auch, indem jedes Jahr eine neue Festivalzentrale gesucht wird. Dieses Mal kann das ehemalige Sophienspital bespielt werden, eine Oase im 7. Bezirk, die vielen Wienerinnen und Wienern nicht bekannt ist. Die weitläufigen Räumlichkeiten boten Platz genug für verschiedene Präsentationen. Hier stellte auch das diesjährige Gastland Polen aus. Beim Gang durch die Festivalzentrale entdeckte man Überraschendes – oder einfach «nur» ästhetisch Anregendes. Vermehrt Schönes! Dazu rufen Taschen und Kleber der VDW schon seit einigen Jahren auf. So widmete sich etwa die Wiener Designerin Nadja Zerunian dem philosophischen Thema der Langeweile und schuf in Zusammenarbeit mit Sarah-Linda Forrer sieben Objekte (oder Tools, wie die beiden Designerinnen sie nennen), die einzig dazu dienen, sich ganz der Langeweile und Leere hinzugeben. Design statt Yoga oder Meditation, wieso nicht? Oder man konnte in die faszinierende Welt der Flechten eintauchen und diese als zukünftige Nahrungsquelle erkunden. 

Festivalzentrale Sophienspital: Beyond Taste - A Multi-Sensorial Series of Tableware.

Festivalzentrale Sophienspital: Design Everyday.

Festivalzentrale Sophienspital.

Festivalzentrale Sophienspital: Unseen Edible - Die Flechte als Nahrungsquelle. 

Festivalzentrale Sophienspital: Stillness.

Pressesafari 2018 - Festivalzentrale Sophienspital: Rituals for Boredom.

Studio Protest: Buero Bauer.

Eine ganz eigene Erfahrung bot sich beim Besuch der «Virtual & Augmented Reality»-Beiträge. Was das mit Design zu tun hat? Viel! Auch das ist Gestaltung und schärft die Wahrnehmung auf unsere Umgebung, auch wenn Kulturpessimisten etwas anderes behaupten würden. Wie funktioniert unser Gehirn? Wie erfahren wir Räume? Die Beschäftigung mit neuen Medien schafft auch Denkräume. Unsere tägliche Interaktion mit Gegenständen war das Thema bei der Ausstellung «Design Everyday - Design für den Gebrauch 2018», welche Produkte und Projekte von österreichischen Designern zeigte. Dabei ging es auch um wirtschaftliche Aspekte wie Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Und dass Österreich durchaus die Nase vorn hat im Bereich Gestaltung führte der «Swarovski Award for Excellence in Austrian Design» vor. Gewonnen hat den Preis der Designer Klemens Schillinger.

Ja, schillernd ist auch dieses Fest des Designs, das noch bis zum 7. Oktober läuft. Ab nach Wien!

Klemens Schillinger - Gewinner des SWAROVSKI AWARD FOR EXCELLENCE IN AUSTRIAN DESIGN.

Martina Menegon – Plug your nose and try to hum.

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